Dienstag, 21. Februar 2006

Soweto - Pretoria - Hazyview

Bevor ich zu nächsten Tag komme, möchte ich noch etwas zum letzen Bericht schreiben. Mir ist nach der Veröffentlichung aufgefallen, dass ich mich unglücklich ausgedrückt habe. Der letzte Satz lautete:

"Auch wenn man selbst außerstande ist alles Leid dieser Welt zu lindern oder auch nur zu erfassen, so ist es doch wichtig, dass jeder Mensch in seinem Rahmen versucht Verantwortung zu übernehmen."

Mir ist in Soweto einfach deutlich geworden, wie wenig Verantwortung ich persönlich bislang übernommen habe. Bemerkenswert scheint mir, dass ich (und vielleicht geht es auch anderen so) die Not genauso wie die eigenen Möglichkeiten eher unter- als überschätzt.

Fortsetzung Soweto
Ich möchte Euch nun noch etwas zur jüngeren Geschichte Südafrikas schreiben. Ausgehend von Schülerprotesten in Soweto (South Wetstern Township) begann 1976 die Apartheid (bedeutet "Aussonderung" in Afrikaans) zu bröckeln. Es darf sicherlich als wichtige Grundlage für die Aufstände und die Demokratiebewegung in den 80er Jahren bezeichnet werden. Es ist der 16. Juni 1976 als 15.000 Schüler wieder einmal auf die Strasse gingen, um gegen die Anweisung zu protestieren, die Sprache Afrikaans (die Sprache der Buren und damit der Besatzer) als Unterrichtssprache landesweit einzuführen.

An diesem 16. Juni eröffneten Polizisten das Feuer auf die protestierenden Schüler. Als einer der ersten starb der 7 jährige Hector Petersen. An der Kreuzung, an der er starb, erinnert ein Denkmal an seinen Tod und dem weiterer 500 Schülerinnen und Schüler. Dieses Foto ging um die Welt und wird dem einen oder anderen sicherlich bekannt sein. Tausende wurden verletzt. Die Schüler brannten ihre Schulen ab. Insgesamt dauerten diese Proteste über zwei Jahre. Am Ende hatten sich die Schüler durchgesetzt. Der Preis war sehr hoch. Viele tote Kinder, über 12.000 waren in die Nachbarstaaten geflüchtet und einige tausend von ihnen wurden inhaftiert.

Die Aufstände hatten natürlich die Flucht ausländischen Kapitals zur Folge, was den Druck auf die Regierung massiv erhöhte.

Ich habe mir Soweto anders vorgestellt. Eigentlich überwiegend bestehend aus Slums wie auf diesem Foto. Eher typisch ist allerding das zweite Foto. Es leben sogar 12 Millionäre in entsprechenden Villen in Soweto. Alles in allem sind die Häuser durchschnittlich 56m2 groß und werden von 7 Personen bewohnt. OK, es ist nicht weit weg von einem Slum aber immerhin handelt es sich um Steinhäuser mit in der Regel zwei Schlafzimmern, einem Wohnzimmer und manchmal einer innenliegenden Toilette.

Abschließend sei noch erwähnt, dass in Soweto die einzige Strasse der Welt liegt, in der zwei Friedensnobelpreisträger lebten. Nelson Mandela (erster schwarzer Präsident, 1994 in der ersten freien und demokratischen Wahl gewählt) und der ehemalige Erzbischof Desmond Tutu.

18.02.06 Pretoria
Tshwane (bis 2005 Pretoria), bedeutet "wir sind alle gleich", ist ein sehr grüne Stadt. Im Frühjahr, wenn die über 70.000 Jacarandabäume (1890 aus Brasilien eingeführt) blühen, eher lila. In 2005 wurden viele Städte umbenannt, da man nicht mehr mit den Namen, die von der Afrikaans oder den Engländern vergeben wurden, leben möchte. Da Tshwane und die anderen Namen eh noch keiner kennt, bleibe ich bei den bekannten Namen der Städte Südafrikas. Bin gespannt, ob sich das durchsetzen wird.

Wir begannen unsere Besichtigung mit dem Vortrekker Monument. Dieses Monument ist den Treckern (Siedlern) gesetzt worden, die das Landesinnere als erstes erkundet haben. Kurz gefasst, die Buren (Südafrikaner, siehe in einem der vorherigen Berichte.) wollten sich am Kap nicht mehr von den Engländern vorschreiben lassen, was sie zu tun oder zu lassen hatten und zogen mit ihren Familien, Tieren und dem Hausstand gen Norden. Viele Tausend Buren kamen durch Malaria und Kämpfen mit den einheimischen Stämmen, meist Zulus ums Leben. Einer der 20 Überlebenden von einigen 1.000 gestarteten Buren war der beim Aufbruch 11 jährige Paul Kruger. 1898 wurde er Präsident Südafrikas und war gründete den Vorgänger des Kruger Nationalparks. Das Vortrekker Denkmal steht für die Einheit der Buren.

In der Stadt Pretoria selber leben nur etwa 10% Weiße. Die Bilder zeigen Menschen in einem der kleinen Denkmal Anlagen (in diesem Fall dem Denkmal Paul Kruger).

Anschließend ging es etwa 5 Stunden mit einem sehr modernen Reisebus (65 Plätze, klimatisiert, etc.) nach Hazyview. Dieser kleine Ort liegt etwa 40 km vom Krugerpark entfernt. Wir sind am frühen Abend dort angekommen und ich muss sagen es hätte für mich kaum besser treffen können. Die Lodge liegt auf einem Golfplatz. Leider war es zu spät für einen Spaziergang. Es wurde ziemlich intensiv davor gewarnt nach Einbruch der Dunkelheit noch die Räume der Lodge zu verlassen. Zu viele Flusspferde, Schlangen und Krokodile.

19.02. God's window
Da wir am Nächsten Morgen, ihr ahnt es schon, wieder um 8h losfuhren, blieb für Golf zunächst keine Zeit. Allerdings konnte ich mich motivieren eine Stunde über den Golfplatz zu joggen. Ich gebe zu, ich habe noch nie beim joggen so intensiv nach wilden und hungrigen Tieren Ausschau gehalten. Es war ein wunderschöner Morgen mit nassem Gras, blauen Himmel, der aufgehenden Sonne und dieser gewissen Spannung. Ich habe halt immer zugesehen, dass ich einen Baum in der Nähe hatte. An Loch 17 habe ich dann eine Herde mit etwa 30 Affen aufgescheucht, die vor mir geflüchtet sind. Zum Glück war nur mir bewusst, dass ich gegen nur 5 von Ihnen keine Chance gehabt hätte. Ein Baum hätte da wohl auch nicht genutzt und im Wasser hätte der sichere Tod gelauert. Es ist unglaublich was ich für'n Schisser bin.

Wir sind dann nach Pilgrims Rest, einem kleinen Goldsucher Ort, gefahren. Es ranken sich natürlich viele Geschichten um diesen Ort aber es würde wie so vieles mein Weblog überfordern. Also erzähle ich lieber noch etwas von Gottes Fenster. Gottes Fenster ist ein Ort der einem den Atem raubt. Von jetzt auf gleich hat es ein 1000m Stufe im Land. Es geht wirklich absolut senkrecht bergab und unten ist das Land wieder Flach so weit das Auge blicken kann. Leider hatten diesiges Wetter, so dass wir wohl nur etwa 80 km Fernsicht hatten. Wie muss es dort erst sein bei klarem Wetter? Diese Landschaft wird zu Recht wohl als eine der schönsten Afrikas bezeichnet.

Hier seht ihr noch die "Three Rondavels" im Blyde River Canyon. Sie sehen aus wie traditionellen Rundhütten der Xhosa oder Zulus.

Die Bevölkerung Südafrikas
5 Millionen Farbige leben heute in Südafrika. Das Sind die Asiaten (ehem. Sklaven der Holländer) und die Kinder von Europäischen Männern, die sich Schwarzafrikanerinnen Namen (Gruppe der Basta). Dazu kommen etwa 1 Mio. Inder.

5,5 Millionen Weiße, überwiegend ehemalige Holländer, Franzosen, Deutsche und Engländer. 30 Millionen Schwarzafrikaner, bestehend aus vielen verschiedenen Stämmen. Die größte ethnische Gruppe sind die Zulus, die zweitgrößte Gruppe ist die der Xhosa (sprich "Kosa"), der Nelson Mandela angehört. Die Amtssprachen sind 9 Afrikanische Sprachen, Englisch und Afrikaans. Jeder Schwarzafrikaner, der beim Staat arbeitet hat Anspruch auf einen Übersetzer.

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